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links: Johanna Hess, Künstlerin; rechts: Anja Harder, Trauerbegleiterin (BVT)

Kunst und Trauer im Stiftungstreff

Am Samstag, 29. März 2025 gab es eine Premiere in unserem Stiftungstreff: Anja Harder, Trauerbegleiterin (BVT) und Künstlerin Johanna Hess gestalteten ein „Trauercafé Spezial“ inmitten der Ausstellung von Werken der Künstlerin. 

Johanna Hess gab zu Beginn einen sehr persönlichen Einblick in ihren künstlerischen Werdegang von der Bildhauerei zur Malerei. Die mit Arcylfarbe gestalten Bilder wirken farbenfroh, voller Energie und Kraft und scheinen frei im Raum zu schweben.

Frau Hess, deren Bilder aus Lebensfreude und Schaffenskraft entstehen, gelang es zusammen mit Frau Harder, sich einfühlsam zum Thema Tod und Trauer auszutauschen. Bei dem gemeinsamen Rundgang durch die Ausstellung in der Bürgerstiftung Rheinviertel näherte sich Anja Harder mit viel Empathie den Bildern aus der Perspektive Trauernden. Wie wirken diese Bilder voller Leben und Energie auf trauernde Menschen, die nach dem Tod eines geliebten Menschen das bunte Leben vielleicht nicht mehr oder nur noch schwer spüren, sehen und erleben können? Die ihren Halt verloren haben?

Im schemenhaften Bunt der Farben auf der Leinwand, drückt sich ein dunklerer Schatten als erlebter Schmerzpunkt in der Trauer aus oder es werden Gesichter und Gestalten sichtbar, die Verbindung und Hoffnung vermitteln.

Kunstwerke aus leuchtenden Farben, mit energetischen Strichen und Linien, die Dynamik und Ganzheit den Betrachtenden vermitteln können, werden in der Trauer für ein Sinnbild des Chaos und Unruhe, die gerade am Beginn der Trauer oftmals erlebt werden.

Auf zwei weiteren Exponaten zeigt Johanna Hess gerade, harmonisch aneinander gereihte Farblinien, die das Auge des Betrachters fesseln und dadurch eine faszinierende Ruhe vermitteln. In der Runde der Anwesenden wurden diese als Lebenslinien, die Lebensjahre eines Menschen mit all seinen guten und schlechten Erfahrungen assoziiert. Die Frage nach der Transzendenz stellte sich den Betrachtenden: Was ist vor diesem Lebensrahmen gewesen bzw. was ist geschieht über den Lebensrahmen, des Bildes hinaus? Sind die Bilder – ist unser Leben – vielleicht nur ein Ausschnitt aus etwas Größerem? In einem der letzten Bilder des Nachmittags hatte Frau Hess Farben und Strukturen auf der Leinwand mit grau eingefangen. Durch den Kontrast trat das Wesentliche im Zentrum hervor.

Frau Harder bot sinnbildlich an, dies als Blick durch ein Schlüsselloch, auf das Leben eines Menschen, einer verstorbenen Person zu betrachten. „Auch wenn wir glauben, einen Menschen wirklich gut gekannt zu haben, gibt es etwas, was wir nicht sehen können, was im Grau verborgen bleibt. Vielleicht erklärt dies, dass es oftmals die eine oder andere Frage gibt, die wir an den oder die Verstorbene noch gehabt hätten?” „Meine Lieblingsfarbe ist bunt“, sagte Frau Hess zum Abschluss. Hierzu passt der letzte Vers eines Gedichtes von Andrea Böttler, welches von Frau Harder zitiert wurde:

Meine Trauer ist bunt wie ein Kaleidoskop
für alle Gefühle in mir,
die sein wollen und sein dürfen.
Ich lasse sie zu und halte sie aus,
gebe ihnen Raum zum Leben und zur Verwandlung.

Veranstaltungrückblick „Kunst und Trauer“ von Anja Harder als PDF-Datei