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Wir in Zeiten von Corona – Teil 2

Gertrud Lindlar

Wie das Team des Beratungs- und Förderdienstes (BuF) den Alltag bewältigt

Das Team des „BuF“ greift auf kreative Methoden zurück, um auch in diesen Zeiten Kontakt zu den Kindern mit Förderbedarf zu halten. Wie wichtig diese Arbeit ist und wie sie sich gerade gestaltet, lesen Sie im Interview mit der Leiterin des Projekts, Gertrud Lindlar.

 

Wer bin ich?

Ich heiße Gertrud Lindlar, bin vor 25 Jahren von Köln nach Bonn gezogen und bin Mutter von drei Kindern.

Seit 2012 arbeite ich für die Bürgerstiftung Rheinviertel, leite den Beratungs- und Förderdienst im Kindergartennetzwerk Bad Godesberg und kann hier meine vielfältigen beruflichen Erfahrungen als Erzieherin, Logopädin, Kursleiterin für Eltern-Kind-Gruppen, Referentin, Moderatorin einbringen.

 

Was mache ich genau?

Der Beratungs- und Förderdienst bietet für alle Kindertagesstätten und Eltern im Kindergartennetzwerk Bad Godesberg Unterstützung und Beratung in heilpädagogischen und therapeutischen Fragen an. Der Förderdienst besteht aus einem interdisziplinären Team, das sich aus den Fachrichtungen Heilpädagogik, Logopädie, Motopädie und Sozialpädagogik zusammensetzt. Schwerpunkt der Arbeit des Dienstes ist die Inklusion der Kinder. Wir führen bei Bedarf diagnostische Einschätzungen durch und begleiten und unterstützen bei der Feststellung von Förderbedarfen. Wir helfen bei der Optimierung der Förderumgebung. Die Arbeit des Teams zu moderieren, neue Impulse zu setzen und damit die Inklusion in unserem Netzwerk zu ermöglichen ist das vordergründige Ziel.

 

Was ist mir in dieser Zeit besonders wichtig?

Uns fehlt der tägliche Kontakt zu den Kindern und ihren Familien. In dieser Zeit ist es mir deshalb besonders wichtig, die Kitas dabei zu unterstützen, den Kontakt zu den Familien zu halten. Dabei geht es uns vom Beratungs- und Förderdienst vorrangig um die von uns sonst in der Kita betreuten Kinder.

Sie alle haben bzw. hatten Vorerkrankungen und Behinderungen und benötigen eine besondere Aufmerksamkeit. Alles oder zumindest Vieles von dem, was wir sonst während des Kitabesuches leisten, also kompetente Hilfe, Therapien, eine angepasste Umgebung, vielfältige Angebote zur Förderung, entfällt ja derzeit.

Wir versuchen auch die Kinder, die aufgrund ihrer Persönlichkeit ihre Umwelt ja anders wahrnehmen, aus der Distanz so gut wie möglich zu begleiten. Dabei stellen wir fest, wie schwer es den Kindern oft fällt, ihre eigenen Erfahrungen in der Corona Krise zu verarbeiten und zum Ausdruck zu bringen. Das kann zu Missverständnissen im häuslichen Umgang führen und dadurch zu Streit.

Aber wir halten auch Kontakt zu den Eltern, die sich auch vor Corona schon in einer schwierigen Situation befunden haben, die jetzt zusätzlich erschwert wird.

  • Denken Sie nur daran, wieviel Zeit ihnen die Betreuung ihres Kindes abverlangt, um erfolgreich Therapien durchzuführen und sich Hilfe zu organisieren.
  • Es mag auch andere Probleme geben, die die Bedürfnisse der Kinder vielleicht in den Hintergrund drängen: beengte Wohnverhältnisse, Geschwister mit ihren schulischen Problemen, die Sorge um die Großeltern, eine schwierige wirtschaftliche Lage.

 

Was wir wahrnehmen:

Eltern fühlen sich zunehmend überlastet. Sie kommen an ihre Grenzen. Die eigenen Gefühle, die diese Zeit jetzt mit sich bringt, fordern auch ihren Raum.

Das versuchen wir im Kontakt und mit Anregungen aufzugreifen.

Wir suchen deshalb zum Beispiel die Lieblings-Spielmaterialien der Kinder aus der Kita und bringen sie ihnen zu Hause vorbei. Das schafft eine Verbindung zwischen dem Zuhause und der Kita. An Geburtstagen bringen wir ein kleines Geschenk vorbei. Dabei können wir wahrnehmen, wie es den Kindern und ihren Familien geht. Wir können mit den Familien besprechen, ob erweiterte Hilfen notwendig sind, um z.B. professionelle Hilfen in die Familien zu bringen oder Kontakte in kürzeren Abständen Hilfe sein kann.

Der Beratungs- und Förderdienst kann ja auf vielfältige Hilfsangebote zurückgreifen, die wir den Eltern anbieten. Aktuell bieten wir auch die Seelsorgeangebote des Kirchengemeindeverbandes als Erweiterung dazu an. Zum Beispiel die Nummer gegen Kummer für Eltern und für Kinder, die Online-Beratung der Caritas und die frühen Hilfen Bonn.

Alles in allem leisten wir auf diese Weise wirkungsvoll Hilfe. Aber wir wünschen uns natürlich vor allem, dass die Kitas schrittweise wieder öffnen können, damit wir die Kinder vor Ort und dauerhaft fördern können.

 

Link zum Beratungs- und Förderdienst ...

 

Bild: © Louise Lindlar